Killerspiele

Der Schulattentäter von Emsdetten muß ein ziemlich kaputter Typ gewesen sein, der in Kampfmontur in der Schule aufgekreuzt sein soll, der Videos von Scheinhinrichtungen gedreht hat, der Blendgranaten gebaut hat, und der gern Ego-Shooter gespielt hat (kleiner Hinweis an die Radiosender: „sogenannte Killerspiele“ ist falsch, nur Ihr nennt die so). Auf genau die hat sich die Politik mal wieder eingeschossen (Radiodeutsch: „Killerspiele sind wieder ins Zentrum des Interesses gerückt.“): die USK, so hört man, funktioniere wohl nicht — am besten man verbiete die Spiele gleich ganz.

Mir persönlich würde ohne Ego-Shooter nichts fehlen, ich bin ja mehr der Tetris- Wipeout- und Singstar-Computerspieler, aber ich gebe zu bedenken: Brot hat er wahrscheinlich auch gegessen (und vielleicht sogar Milch getrunken) — alle anderen Attentäter auch. Warum wird nicht mal härter gegen Brot und Milch vorgegangen?

Spam-Lyrik

Damit könnte der Spammer schon fast hier teilnehmen:

Francke zur Lucas für Bodenfeuchte Katharina Antirutschsocken zum,
gegen Dreizack damit rechnen nett kaum Gefrierfleisch
Katharina stehen Forschungsstipendium für Das ist eher möglich.
Er kommt in Teufels Küche.
einsprachig jeder Füllebornpieper.

„kaum Gefrierfleisch“ — ah, soso.

Schmerz im Ohr

Viel schlimmer als gute Musik in der Werbung (auch wenn’s unpassend ist, oder was hat Belfast Child mit Bier zu tun?) finde ich, wenn Musik gespielt wird, bei der man sofort merkt, welches Stück sie gern genommen hätten, wenn sie sich das hätten leisten können bzw. die Erlaubnis bekommen hätten. Beliebte Opfer sind dabei Air und Portishead. Ein Konkretes Beispiel reiche ich nach, wenn ich einen der Spots nochmal sehe — ich verdränge das dann immer schnell.

Nachtrag:

Das Aktuelle Beispiel, das mir im Kopf spukte ist die Mars Delight-Werbung mit einer schlechten Kopie von „All Mine“ von Portishead.

Ein Hobby begraben

In der Schule sang ich im Schulchor (schon in der Grundschule, wenn ich’s mir recht überlege). Zwischendurch sang ich auch in anderen gemischten Chören und Kirchenchören, aber dem Schulchor blieb ich immer am treuesten. Einige der damaligen Mitsänger sahen das zum Glück genauso, und so entstand vor einigen Jahren — kurz nach dem Abitur unseres Jahrgangs — am Gymnasium Grafing ein „EhemaligenChor„. Zuerst handelte es sich dabei eher um einige Sänger, die dem Schulchor bei Aufführungen zur Hilfe eilten — viele studierten ja in München und waren noch nicht von zuHause ausgezogen, und der Chorleiter, unser Musiklehrer Herr Mlnarschik, war auch noch derselbe. Später hat ein anderer Lehrer den Schulchor übernommen — inzwischen gingen einige Jahrgänge unter unserem von der Schule ab, die verhältnismäßig viele Mitsänger enthielten. Der EhemaligenChor war jetzt groß genug, um allein aufzutreten. Ehrgeizige Projekte wurden angegangen: wir liehen jetzt Sänger vom Schulchor, führten Schöpfung und Messias auf, Probten über ein verlängertes Wochenende in Südtirol und gruben eine selten aufgeführte Messe aus. Aus Herrn Mlnarschik — inzwischen pensioniert — wurde der Franz.

Von Anfang an war es aber nicht für alle Sänger einfach, regelmäßige Proben in den Ablauf ihrer Wochen einzubauen. Jeder  Aufführung ging so in den letzten Probewochen ein Bangen voraus, ob sich gegen Ende denn wirklich eine brauchbare Chorstärke finden würde. Inzwischen sind die meisten fertig mit ihrer Ausbildung oder ihrem Studium. Die Jobsuche hat sie in alle Winde zerstreut (mich auch). Die Probenbesuche nahmen stetig ab. Daß Franz krankheitsbedingt vorübergehend aussetzen mußte tat ein übriges.
Zur letzten Probe am Dreikönigstag 2006 bin ich dann auch selbst nicht mehr gekommen, zwischen Arbeit und Termin beim Gynäkologen war keine weitere Fahrt nach Grafing mehr reinzuquetschen (naja, wenn man ehrlich ist, dann wäre das sicher irgendwie doch gegangen).

Heute erhielt ich dieses Fax mit der Bitte um Weiterleitung:

So ist dann wohl leider Schluß mit dem EhemaligenChor. Schade 🙁

Hard Candy

Unbedingt ansehen! Zumindest wenn man verstörende Filme mag (wenn einem zum Beispiel Memento gefallen hat, dann könnte Hard Candy der richtige Film sein). Das ganze ist noch verdammt gut gefilmt, die Lichtstimmung wechselt permanent zur Unterstützung der Dramaturgie. Großartig und durchgeknallt.

Zur Augenzerfetzenden Schärfe hat in diesem Fall noch die Digitalprojektion im Metropol Stuttgart beigetragen: eine völlig neue Bildqualität, und im Vergleich zum Mathäser in München (damals Nagelneu für Matrix Reloaded, wo dann Film- und Bildqualität gemeinsam enttäuschen konnten) um Welten weiter.

Allgemeine Verunsicherung (erste solche)

Im Rahmenprogramm der Fußballweltmeisterschaft auf dem Schloßplatz heute: die Erste Allgemeine Verunsicherung. Leider konnten sich Portugal und England nicht so recht einig werden, wer von ihnen zum Halbfinale aufrücken darf. Verlängerung und Elfmeterschießen knabberten daher an der für das Konzert vorgesehenen Zeit. Das Programm kürzte sich so auf die größten Knaller (Banküberfall, Copacabana, Heiße Nächte in Palermo,…).
EAV

Trotzdem kann ich jedem nur empfehlen, diese Band mal live zu sehen: man sieht ihnen an, daß sie selbst Spaß an der Sache haben.

Nachtrag:

Herr Eberhartinger beschwor zwischen den Liedern immer wieder ein Finale Deutschland-Brasilien. Wie wir inzwischen wissen, hat sich das ja nun erledigt…

…in Stuttgart froh, daß Du da warst.

Element of Crime in Stuttgart. Mit der dritten Karte, die für Voithen gedacht war, begleitet uns eine Kollegin, für die die Musik noch neu ist — man soll ja immer etwas neues ausprobieren. Die übrige Karte wären wir aber auch anderweitig losgeworden: das „Longhorn“ war ausverkauft und voll, wir wurden mindestens zehnmal angesprochen „Habt Ihr noch eine Karte übrig?“.

Leider steckte ich in der letzten Woche so sehr in Arbyte, daß ich es auch nicht mehr geschafft habe, mit den anderen Mitgliedern der Mailingliste Kontakt aufzunehmen, so daß man sich eventuell hätte treffen können. Vielleicht nächstes mal.

Das „Longhorn“ kommt mir nur ein wenig größer vor als die Muffathalle, in der ich EoC bisher am häufigsten gesehen habe (aber jetzt wohne ich nun einmal in Stuttgart und nicht mehr in München), im Vergleich zur Größe der Stadt ist das aber wohl schon aufsehenerregend. Die familiäre Athmosphäre von früher, die viele — auch in der Mailingliste — vermissen, kommt so natürlich nicht auf. Aber ich glaube nicht, daß das für alle Zeiten verloren ist: im Musikzelt auf dem Tollwood im vorletzten Jahr war’s z.B. sehr entspannt.

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Sehr pünktlich startet die Vorband „Home of the lame“, die kommt „aus Hamburg, Bremen, so die Ecke“, sieht aus wie aus den 70ern übriggeblieben und spielt soliden Rock. Ob der knacksende Gitarrenverstärker oder die Hitze in der Halle schuld ist weiß ich nicht, aber leider verirrt man sich auf der verzweifelten Suche nach dem richtigen Akkord. Trotzdem mal merken — vielleicht lohnen sich Studioaufnahmen.

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Für Element of Crime selbst ist die Anlage besser abgemischt. Sven Regener ist auch klar zu verstehen (Okok, vielleicht liegt’s daran, daß ich die Texte ohnehin kenne). Das schwäbsiche Publikum zeigt etwas weniger temperamentvoll seine Begeisterung als ich das aus München gewohnt bin. Daran muß ich mich wohl erst noch gewöhnen…

Jakob Ilja ist wieder da und wirklich gut in Form. Vor allem bei den älteren Stücken, bei denen er den musikalischen Part eines ganzen Orchesters übernehmen muß, glänzt die Gitarre (das beschränkt sich aber nicht auf alte Stücke — im Nagelneuen „Wenn der Winter kommt“ muß er die Mandolinen ersetzen).

Die Verwendung des Ausrufs „Romantik!“ unter gleichzeitigem Hochreißen der Arme ist irgendwie hängen geblieben. Nach „Finger weg von meiner Paranoia“ ertönt auch „Paranoia!“ als Schlachtruf — das finde ich eigentlich noch besser.

Eine Setlist? Nein, sowas habe ich nicht gemacht. Ich will das Konzert schließlich ansehen/-hören und nicht aufschreiben. Was wurde also gespielt? Insgesamt war es ein typisches Tourkonzert für eine CD — dadurch relativ viele neue Lieder (auch die neue B-Seite „Alle Türen weit offen“), weniger alte Lieder und sehr wenig ganz Altes (immerhin: „Welcome to the world“) . Wenn mir nicht eins entwischt ist, dann war von der „Damals hinterm Mond“ gar kein Lied dabei — schade, denn dort ist mein Lieblingslied drauf.

Trotz des lauwarmen Jubels ist die Zahl der Zugaben nicht geringer als üblich. Auch dabei: eine Coverversion von „Across the Universe“ mit extra viel „Nothing’s gonna change my world“. In diesem Sinne auch die Verabschiedung: „…macht kein Scheiß“.

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