Ein Jahr mit Kind

Heute wird die Kleine ein Jahr alt (gefeiert wird erst morgen, da Mutter und Kind in Grafing bei München sind, ich aber erst heute Abend hinterherfahre).

Unter anderem habe ich die folgenden Dinge gelernt:

  • Säuglinge sehen zwar klein und zerbrechlich aus, sind das aber nur in den ersten Tagen wirklich.
  • Wenn man mir länger ununterbrochen ins Ohr schreit, dann bekomme ich Kopfschmerzen.
  • Wenn ich mal schlafe, kann mich auch kein schreiendes Kind mehr aufwecken.
  • Mama ist viel besser als Papa.
  • Pampers sind viel zu teuer (ach ja, und wo wir gerade bei Windeln sind: wozu hat uns die Werbung eigentlich früher erzählt „Mädchen werden in der Mitte und Jungs am Bäuchlein naß“, wenn es jetzt doch wieder Unisex-Windeln gibt? War das ein Irrtum?).
  • Obwohl der Kinderwagen sehr wendig ist kommt man nicht überall hin. Ich möchte das nicht mit einem Rollstuhl ausprobieren müssen.
  • Türmchen aus Bauklötzen zu bauen macht auch mit 32 noch Spaß.
  • Was auch immer in Fertignahrungsgläschen drin ist, das schmeckt wirklich nicht.
  • Wenn man den Brei selber macht, dann sollte man stabile Küchenutensilien haben.
  • Man kann alles in den Mund nehmen (auch den Couchtisch).
  • Aufgeweichte Brezel klebt prima — überall.

Und ich lerne weiter…

Abendsport

Seit die Kleine ordentlich krabbeln kann bewegt sie sich erstaunlich schnell von einem Ende des Zimmers zum anderen. Dabei hat sie natürlich sofort eine Vorliebe für die falschen Ecken entwickelt: erstens muß man höllisch aufpassen, nicht an einer völlig unerwarteten Stelle über’s Kind zu stolpern — zweitens zerlegt sie, wenn ich sie da nicht alle paar Minuten wieder wegtrage, mit Hingabe die noch fliegend verdrahtete Kommunikationszentrale. Falls ich also mal nicht per Telefon erreichbar……

(bis sie auch noch mit Laufen anfängt muß die Wohnung unbedingt kindersicher sein.)

Dröhn

Die letzten Tage fühlte ich mich leicht grippig. Gestern Abend war Susanne von Migräne geplagt, drum mußte ich mich allein um die Kleine kümmern. Das mag sie überhaupt nicht (wie entwöhnt man ein Mamakind?), und deshalb schrie sie insgesamt eine Dreiviertelstunde nicht (den Rest des Abends bis 01:00 aber schon).

Als ich ins Bett ging sah ich bunte Bilder vor meinen Augen tanzen. Jetzt dröhnt es nur noch hohl (wie klingt eigentlich eine Aspirintablette?).

über Lautstärke

Simone schreit. Gern, viel, ich weiß nicht warum. Sie schläft zu wenig, ihr wird langweilig, sie vermißt ihre Mutter (und zwar sobald die aus dem Raum geht). Wenn sie mal schläft, dann schläft sie auch lange (die Experten streiten, ob man das „Durchschlafen“ nennen darf).

Früher hatte ich nie Kopfschmerzen, inzwischen ist es zwei- bis dreimal pro Woche. Daran muß ich mich wohl gewöhnen.

Man sagt immer, das erste Kind sei pflegeleicht und das zweite kompliziert. Noch komplizierter? Ich habe folgende Theorie: die Wahrscheinlichkeit, daß ein Paar sich für ein zweites Kind entschließt, wenn das erste Kind völlig unproblematisch in der Handhabung („Wo hab‘ ich blos die Bedienungsanleitung?“) ist, ist einfach viel größer — deshalb sind viele der potentiellen komplizierteren älteren Geschwister dann doch Einzelkinder geblieben.

War das irgendwie klar? Mir auch nicht richtig.

Die Rundbögen dürfen nicht zum Tragen benutzt werden

Die Krabbeldecke mit Klingelball zum anstaunen an einem Gestell kam mit der folgenden Bedienungsanleitung:

1. Die Rundbögen dürfen nicht zum Tragen benutzt werden

2. Sobald das Kind anfängt zu krabbein oder sich aufzurichten, ist der Spielbogen zu entfemen und nur die abnehmbaren Splelfiguren/-aktivitaten durfen dem kind dann lose zum Spielen gegeben werden.

2a. Durch die Spieluhr besteht Verletzungsgefahr. Diese ist ebenfalls zu entfemen.

3. Um ein Einkliermen der Finger in den Befestigungslaschen bei abgenommenen Rundbogen zu verhindem, sollten die Einsteckieschen abgeschnitten werden, wenn die Erlebnisdecke pur noch als Krabbeldecke dient.

Ich werde versuchen, mich daran zu halten (?).

Taufe

Ach ja, auf die Taufe wollte ich noch zurückkommen. Normalerweise möchte ich diese Seiten ja nicht mit Kinderbildern zupflastern und damit alle potentiellen Leser vergraulen (nur manchmal), aber wenn sich dann mal was besonderes tut, dann ist die ganze Veranstaltung hier doch zuvorderst mein Tagebuch.

Taufkerze

Am vorletzten Wochenende haben wir unsere kleine Tochter also taufen lassen — und zwar in Grafing, wo unsere Eltern wohnen, in der Gemeinde, in der Susanne und ich auch zur Erstkommunion gegangen und gefirmt worden sind (das allerdings alles noch mit dem vorherigen Pfarrer). Um hier nicht in die Kategorie St. Bürokratius abzurutschen will ich mal nicht darauf eingehen, welche Verrenkungen dafür nötig waren, diesen Ort statt Stuttgart zu erwählen.

Der Tag der Taufe war leider einer der ersten Tage mit richtig schlechtem Herbstwetter (aber was erwartet man auch im November). Außerdem scheint Simone seit kurzem — recht früh für ihr Alter — die Gesichter der Leute um sie herum unterscheiden zu können, weshalb sie jetzt bei jeder Sichtung fremder Leute (das sind alle, die in den letzten paar Stunden nicht da waren) lauthals zu schreien und sich bei ihrer Mutter zu verstecken beginnt. Die Chancen auf einen fröhlichen Täufling waren also gering. Pfarrer Schlicker nahm’s mit Humor und führte auch sonst gut und locker durch die Zeremonie….

Wasser drauf......lautes Geschrei

…schließlich sind wir zum einen in Sachen Taufen noch Anfänger, zum Anderen ist eine Taufe ja auch kein trauriger Anlaß. Besonders nett: angesichts der kleinen Taufgemeinde mußte bei den Fürbitten jeder seinen persönlichen Heiligen anrufen („Heiliger $VORNAME, bitte für uns!“).
Mit gemeinsamer Anstrengung schubsten wir die Kleine also trotz Protest doch noch in die Gemeinschaft der Christen.

Textilien aus der Zeitmaschine

Aus verständlichen Gründen bekommen wir im Moment eine Menge Pakete mit Kindersachen von allen Verwandten (Danke übrigens). Ein Paket hat mich dann doch erstaunt: von meiner Cousine Iris erhielten wir eine Kinderdecke, die mir sehr bekannt vorkam. Ein Blick ins Fotoalbum:
Babydecke 2006

Babydecke, jetzt

Babydecke 1975

Ich, 1975

Die Decke hatte meine Mutter vor meiner Geburt selbst gehäkelt, jetzt ist sie wieder da.