DA ist er also hin. Auch das Archiv der Wundersamen Welt scheint umgezogen zu sein (wenn auch ohne Links, Bilder und Kommentare). Demütig folge ich ins Bistro und reihe mich wieder bei den Stammlesern ein.
Ein Hobby begraben
In der Schule sang ich im Schulchor (schon in der Grundschule, wenn ich’s mir recht überlege). Zwischendurch sang ich auch in anderen gemischten Chören und Kirchenchören, aber dem Schulchor blieb ich immer am treuesten. Einige der damaligen Mitsänger sahen das zum Glück genauso, und so entstand vor einigen Jahren — kurz nach dem Abitur unseres Jahrgangs — am Gymnasium Grafing ein „EhemaligenChor„. Zuerst handelte es sich dabei eher um einige Sänger, die dem Schulchor bei Aufführungen zur Hilfe eilten — viele studierten ja in München und waren noch nicht von zuHause ausgezogen, und der Chorleiter, unser Musiklehrer Herr Mlnarschik, war auch noch derselbe. Später hat ein anderer Lehrer den Schulchor übernommen — inzwischen gingen einige Jahrgänge unter unserem von der Schule ab, die verhältnismäßig viele Mitsänger enthielten. Der EhemaligenChor war jetzt groß genug, um allein aufzutreten. Ehrgeizige Projekte wurden angegangen: wir liehen jetzt Sänger vom Schulchor, führten Schöpfung und Messias auf, Probten über ein verlängertes Wochenende in Südtirol und gruben eine selten aufgeführte Messe aus. Aus Herrn Mlnarschik — inzwischen pensioniert — wurde der Franz.
Von Anfang an war es aber nicht für alle Sänger einfach, regelmäßige Proben in den Ablauf ihrer Wochen einzubauen. Jeder Aufführung ging so in den letzten Probewochen ein Bangen voraus, ob sich gegen Ende denn wirklich eine brauchbare Chorstärke finden würde. Inzwischen sind die meisten fertig mit ihrer Ausbildung oder ihrem Studium. Die Jobsuche hat sie in alle Winde zerstreut (mich auch). Die Probenbesuche nahmen stetig ab. Daß Franz krankheitsbedingt vorübergehend aussetzen mußte tat ein übriges.
Zur letzten Probe am Dreikönigstag 2006 bin ich dann auch selbst nicht mehr gekommen, zwischen Arbeit und Termin beim Gynäkologen war keine weitere Fahrt nach Grafing mehr reinzuquetschen (naja, wenn man ehrlich ist, dann wäre das sicher irgendwie doch gegangen).
Heute erhielt ich dieses Fax mit der Bitte um Weiterleitung:
So ist dann wohl leider Schluß mit dem EhemaligenChor. Schade 🙁
Orakelzeit
Bei Jens Scholz und auf der Vorspeisenplatte fand ich das „BRAVO-Orakel“: man kann hier heraussuchen, was gerade auf dem BRAVO-Titel war, als man geboren wurde. Andere Leute finden dort einen (möglicherweise inzwischen schon wieder vergessenen) Star, aber bei mir — welche Enttäuschung:
„2 Riesenposter“ und „NEU: Foto-Love-Story“. Was soll man aus einer so indifferenten Ansammlung folgern? Wahrscheinlich Ausdruck der regelmäßigen Entscheidungsschwäche, die ich immer wieder bei mir beobachte…
Da greife ich lieber zurück auf die Sammlung, die hier (inzwischen 404) vor ein paar Jahren alle Playmates des Monats zwischen 1953 und 2002 zeigte. Da haben wir für den September 1974 diese junge Dame:
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Erschöpfung
Die Post-Detektive mal wieder
Mein Freund Voithen hat mir eine Postkarte aus Schottland geschickt. Das ist nett von ihm. Leider hatte er wohl nicht ganz die richtige Adresse erwischt, denn die Karte kam mit einem Adressaufkleber:
Die „ermittelte Adresse“ auf dem Aufkleber stimmt allerdings auch nicht. In Nummer 96 wohnen zwar auch Rengers, aber eben nicht wir (der Briefbote kann das zum Glück trotzdem korrekt zuordnen). Da muß vorher aber eine mächtig falsche Adresse gestanden haben, schließlich schreibt der Aufkleber „Bitte Abs. verständigen!“. Also Aufkleber weg:
Hmmm, dieselbe Adresse, sogar die Postleitzahl ist richtig. Manchmal zweifle ich ernsthaft an den Fähigkeiten der Post und ich wundere mich, daß überhaupt Briefe ankommen. Zur Sicherheit verständige ich weisungsgemäß den Absender:
Voithen, die Adresse ist falsch — aber mach Dir keine Sorgen, denn die Post kennt sie auch nicht.
Besuch der frisch gebackenen Großeltern
Mit "Oma"
Im Krankenhaus
Eine schwere Geburt
Jetzt ist es geschafft: im „zweiten Versuch“ ist unsere Tochter auf die Welt gekommen. Viele Leute hatten vorher schon gesagt: „…wartet mal auf das nächste Gewitter…“, und sie hatten recht: nach einem kurzen aber heftigen Gewitterwolkenbruch änderten sich die Wehen so, daß Susanne doch lieber ins Krankenhaus fahren wollte.
Dort wurde sie dann erstmal wieder an den Wehenschreiber gehängt. So ein CTG klingt wie ein galoppierendes Pferd, weil es auf einem Lautsprecher die Herztöne des Kinds wieder ausgibt (ich glaube, daß es sich streng genommen nicht um Töne handelt, sondern um hörbar gemachte Bewegungen, die mit Ultraschall gemessen werden).
Nach einer Dreiviertelstunde kam dann eine Hebamme zur Untersuchung vorbei: „Die Fruchtblase wölbt sich schon ein Stück hervor“ … und platsch: Blasensprung — das heißt: so einfach ist das ganze Zeug, das rund um die Geburt herum so rausläuft, wohl nicht auseinanderzuhalten, denn um wirklich sicherzugehen wurde erstmal eine Probe genommen und mit einer Zauberreagenz untersucht, mit der man Fruchtwasser grün färben kann. Danach war klar, daß wir nicht noch einmal nach Hause fahren werden (jedenfalls nicht vor der Geburt).
Nachdem wir die Reisetasche aus dem Auto geholt hatten wurden wir in den „Entspannungsraum“ gebeten. Von Entspannung konnte allerdings nicht die Rede sein: die Wehen wurden jetzt stärker, und kurze Zeit später wünschte Susanne sich Schmerzmittel. Diese werden während der Geburt über einen Tropf verabreicht, und gleichzeitig wird das Wohlergehen des Kinds überwacht. Deshalb kamen wir jetzt in einen Kreißsaal, und der Wehenschreiber wurde wieder angeschlossen.
Wieder einige Stunden und etliche Wehen später — zwischendurch wurde immer mal wieder der Muttermund kontrolliert und dem Tropf noch was krampflösendes hinzugefügt — waren die Schmerzen dann wieder unerträglich (und ich fast taub, weil Susanne — wie im Geburtsvorbereitungskurs gelernt — sich die Schmerzen mit einem langen und lauten Aaaaaaa erträglich machte). Da hilft nur noch PDA (nein, nicht so einer, sondern so eine). Eine Anästhesistin kam und legte einen Katheter in die Wirbelsäule (ich bekomme sofort Rückenschmerzen, wenn ich nur daran denke). Darüber wurde dann Schmerzmittel eingeleitet, was das Wehenschmerzenproblem für den größten Teil der restlichen Zeit beseitigte. Mittlerweile war es tief in der Nacht, der Schmerzmitteltropf (jetzt ja unnötig) wurde durch wehenfördernde Mittel ersetzt. In der Morgendämmerung war der Muttermund eigentlich ganz geöffnet, das Kind ließ aber auf sich warten.
Nach dem Schichtwechsel der Hebammen wurde festgestellt: das paßt so wohl nicht durch’s Becken, da muß geholfen werden. Erstmal wurde PDA wieder ausgeschaltet, damit die Wehen wieder zu spüren sind. Dann kamen etwa 5 Leute, um an den verschiedenen Enden des Betts pressen (oder ziehen) zu helfen. Um dem Kopf den richtigen Weg durch das Becken zu zeigen griff man zur Saugglocke — die übrige Alternative wäre nur noch ein Kaiserschnitt gewesen — weniger um zu ziehen, sondern eher um rauf- und runterzuwackeln wie bei einer verklemmten Schublade. Die geballte Personalstärke degradierte mich nun zu einem Zuschauer, und ich versuchte, möglichst wenig im Weg zu stehen.
Der Rest ging dann ganz schnell. Um kurz nach 9 war Simone da — 3800g schwer und 52cm groß.
Die Kreißsaalbelegschaft im Klinikum Bad Cannstatt soll an dieser Stelle nochmal ausdrücklich gelobt sein.
…und ich gehe heute früh schlafen.
